Ein kritischer Gedanke zur GMV-Berechnung und fehlenden Retourenberücksichtigung
Die Einführung der Fair Usage Policy durch Shopware basiert auf dem GMV (Gross Merchandise Value) als Berechnungsgrundlage für die Notwendigkeit eines kostenpflichtigen Plans. Doch genau hier liegt das Problem: Der GMV spiegelt nicht den realen Netto-Umsatz eines Unternehmens wider, da weder stornierte Bestellungen noch Retouren – die in manchen Branchen bis zu 75 % (wie z. B. in der Bekleidungsbranche) betragen können – berücksichtigt werden.
Shopware behauptet, das Modell sei „fair“, doch wie kann es fair sein, wenn es völlig an den wirtschaftlichen Realitäten vieler Händler vorbeigeht? Wenn man von einem Netto-Umsatz von 1 Mio. € sprechen würde, gäbe es keinen Grund zur Diskussion. Aber die aktuelle Berechnung macht das Ganze zu einer fragwürdigen Abzocke, insbesondere für Branchen mit hohen Rücksendequoten.
Dazu kommt, dass viele Händler, die die kostenfreie Community Edition nutzen, bereits Umsätze für Shopware generieren – sei es durch kostenpflichtige Plugins oder Mietlizenzen. In unserem Fall belaufen sich die Mietlizenzkosten für Shopware-Plugins aktuell auf ca. 800 € pro Monat – was ja auch nicht ohne ist. Sollte nun durch die neue Regelung zusätzlich mindestens 600 € (oder sogar deutlich mehr je nach Zwangsplan) monatlich für die Lizenz fällig werden, wäre das wirtschaftlich nicht mehr tragbar. Wir wären gezwungen, uns nach einer alternativen Shoplösung umzusehen.
Das bedeutet nicht nur einen Verlust für uns als Händler, sondern auch für Shopware selbst. Denn in dem Moment, in dem wir das System wechseln, entfallen auch die Einnahmen aus unseren Mietlizenzen, die bislang direkt in Shopware geflossen sind. Statt langfristig loyale Kunden zu halten, riskiert Shopware durch diese Politik, sich selbst zu demontieren.
Deshalb die klare Frage: Will Shopware hier tatsächlich durch eine unausgewogene Berechnung des GMV eine große Anzahl von Händlern vertreiben? Oder wird die Berechnung des GMV nochmals überdacht und an die wirtschaftliche Realität angepasst?
Wenn die Fair Usage Policy wirklich fair sein soll, wäre es angebracht, den Netto-Umsatz als Berechnungsgrundlage zu nehmen und transparent darzulegen, welchen echten Mehrwert ein Händler für die zusätzlichen Gebühren bekommt. Andernfalls dürfte für viele Händler die Suche nach alternativen Shopsystemen die logische Konsequenz sein.