Also ich sehe das Ganze eher wie das “digitale Equivalent” zu einem Firmengebäude und dessen Infrastruktur.
Denn auch da gibt es immer was zu tun.
Die Anforderungen ändern sich in der digitalen Welt ebenso wie bei einem Firmengebäude, bei dem auch oft nachträglich Erweiterungen stattfinden.
Wer kann denn von vornherein auch bei einem Firmengebäude gleich an alles denken, was man eventuell bei dem stetigen Wachstum und neuen Anforderungen gleich von Anfang mit berücksichtigen? Das ist bei einem Firmengebäude ebenso wenig möglich, wie bei einer “Präsenz im Internet welche möglicherweise auf eine Kauffunktion für Kunden anbietet”.
Es liegt hier und oft auch sowieso nicht am Shop, sondern an der eigenen Einstellung und der Zielsetzung, was man wie mit welchen Mitteln erreichen möchte.
Das ganze nennt sich dann “digitale Transformation”.
Am Beispiel des Firmengebäudes:
Es muss eine neue Abroll-Maschine im Lager her.
Eine Alarmanlage wird angeschafft und installiert.
Sicherheitseinrichtungen werden angepasst und modernisiert.
Neue Büromöbel müssen mal her.
Die Telefonanlage ist noch aus ISDN Zeiten und muss auf VOIP gewechselt werden.
Der Boden im Lager braucht im Lager einen neuen Belag nach zig-Kilometern die der Stapler drübergefahren ist.
Eine weitere Lagerhalle wird angebaut, um mehr Ware zu lagern.
Die Beleuchtung wird auf LED umgestellt, da dies kostengünstiger ist.
Der Server bekommt eine USV, um die Datensicherheit im Falle eines Stromausfall zu gewährleisten.
Statt dem Anitivr kommt endlich eine Hardware Firewall mit einem durchgängigen Konzept für einen Netzwerk-Virenscanner.
Mit dem neuen MFC-Gerät kann nun die Eingangspost effizient eingescannt und direkt den Bearbeitern per Email zugesandt werden.
Endlich mal eine Klimanlage, da die Temperaturen im Sommer die Arbeitsleistung der Mitarbeiter nachhaltig positiv beeinflussen.
Upgrade der DSL-Leitung. Endlich mal schnellere Recherchen im Internet und für den Datentranfser an den Shop.
… die Liste könnte natürlich noch ewig so weitergehen.
Ja, da ist man bereit zu investieren und schiebt die Schuld nicht auf den Erbauer des Firmengebäudes.
Ich sehe es aus meiner langjährigen praktischen Erfahrung in vielen Unternehmen so, dass eine wie bereits oben sehr allgemein beschriebene Präsenz eines Unternehmens im Internet insbesondere mit der Abbildung von Handelsstrukturen mindestens genauso intensiv betreut und darin investiert werden muss, wie in der erfassbaren/anfassbaren Welt eines Firmengebäudes.
Wenn jemand bei der digitalen Transformation aus der Praxis in Unternehmen mitreden kann, dann vermutlich ich.
Gerade dieses Wochenende war ich an den Tag der offenen Türen bei zwei meiner ehemaligen Arbeitgeber hier in der Region.
Das erste habe ich zehn Jahre seit meiner Ausbildung begleitet. 2 Umzüge. 1 Neubau. Anfang diesen Jahres wieder ein Neubau mit 4-facher (!) Größe. Und jetzt mit Autostore (mal danach googeln / youtuben) im Lager. Damals von 3 auf 40 Mitarbeiter, heute 70. Und heute stehen 2 Teslas vor der Tür und demnächst nochmal 5 für den Außendienst. Holla die Waldfee. Und das damals von mir mit eingeführte ERP läuft heute noch. Damals noch nicht mit Shopware und auch jetzt noch nicht. Doch das Mindest war bereits da.
Ebenso Deutschlands modernste Imkerei in jedweder Hinsicht. Da lief beim Neubau auch nicht alles rund und vieles wurde nachträglich erweitert und verbessert. Nun ist es eigentlich perfekt. Da von Anfang an mit zwei Shopware-Shops als Subshops. Damals habe ich sogar mit pragmatischer Weitsicht das Fachkonzept für die Anbindung des ERP an Shopware für die Schnittstelle selbst geschrieben (70 Seiten) und umsetzen lassen. Auch der Shops hat sich stetig als B2C/B2B weiterentwickelt. Ja, und das kostet Geld - oder wie ich vielmehr sage “Investitionen”.
Was ich damit sagen will? Alles was man anfassen kann ist viel einfacher zu “begreifen”, wenn man dafür Geld ausgibt. Da werden Millionen ausgegeben.
Doch wenn es um digitale Dinge geht fehlt manchmal leider noch das gewisse Mindset.
Wer im Handel tätig ist und auf eine digitale Strategie setzt, muss einfach irgendwann verstehen, dass ein Online-Shop die “Speerspitze” ist.
Und die muss ganz tief rein in den Kunden. Am Besten mit Widerhaken, damit er nicht wegrennen kann.
Ja und hin und wieder muss diese geschärft und von Rost befreit werden. Oder auch mal die Lanze erneuert werden.
Mindestens muss ein Online-Shop wie ein vollwertiger digitaler Mitarbeiter verstanden werden. Und eher heute noch als fest integrierten Unternehmensbestandteil der eben Pflege und Aufmerksamkeit braucht.
Klar, auch bei Shopware ist nicht alles aus Gold. Manche kleinen und auch großen Dinge sind sogar ziemlich Mist oder müssen/können gesondert über Plugin erweitert werden - auch wenn ich diese oft als “Standard” verstehe. Die Sorgen schleppe ich kaum noch mit mir rumm. It is as it is. Es ist wie eine Hochzeit. Auf Lebenszeit? Wer weiß. Kompromisse? Ja! Freude und Erfolg. Natürlich. Daran muss man aber auch selbst arbeiten.
Auch Hersteller von Shop-Systemen lernen immer mal dazu. Wobei die Online-Sicht und kaum praktische Erfahrung wie es wirklich im Mittelstand und den dort direkt an der Front erforderlichen Prozessen zugeht nicht wirklich berücksichtigt werden. Stichwort: Backend-Bestellungen bei Shopware.
In den “echten” relevanten ERP Prozessen sind alle Online-Lösungen noch Jahrzehnte von den Erfahrungen den lokal betrieben ERP-System entfernt. Und das ist gut so. Wer Mittelstand ist setzt auf ein internes ERP mit einer Schnittstelle an die präferierte E-Commerce Lösung.
Und dennoch. Ich hab viele Shopsysteme durch. Heute traf ich durch Zufall wieder einmal einen meiner langen Weggefährten, der nun nach vielen Jahren von JTL geschwärmt. Aber auch hier mit der Einschränkung in Bezug auf reinen Online-Handel. Ok, werde ich mir ergebnisoffen mal anschauen.
So und nun, jetzt zum Wiener Presswerk:
Agentur? Richtig? Du schreibst eher aus Kundensicht.
Wien? Kenne ich gut. Die sind ja so ein “Völckchen”. Vor langer Zeit habe ich den Relaunch der Österreichischen Post mit betreut und dort einige Monate als Interimsmanager für den Online-Shop dort verbracht. Immer ein bisschen speziell und meist eher wenig selbstkritisch. Nunja.
Für mich hört sich das alles (ich gehe nicht auf jeden Punkt einzeln ein) danach an, dass du den Kunden die Leistungen und Funktionen nicht richtig “verkaufst”. Shopware und auch alle anderen Systemen sind niemals die eierlegende Wollmilchsau und bedürfen generell vorab eines detailierten und definierten Fachkonzept.
Wichtig ist auch, dass sich nicht alles mit Shopware abdecken lässt. Je nach Kunde ist es eben auch erforderlich ein klassisches ERP “vorzuschalten”. Das kommt ganz darauf an und ist sehr individuell. Ich habe schon die ganze Bandbreite von Shopware “single”, mit Pickware “volles Rohr” bis zum Shopware mit Schnittstelle und konventiellen ERP-Lösungen durch. Das was du willst ist offenbar ein System das alles kann. Und das gibt es nicht.
So schlimm wird es ja aber wohl nicht sein, da bei euch Shopware immer noch sehr prominent beworben wird.
Und als “Webagentur” seid ihr halt einfach “nur” eine “Webagentur”.
Könnt ihr den Kunden wirklich “im Ganzen begreifen” und die täglichen Prozesse/Anforderungen vollständig erfassen?
Ist das eure Aufgabe? Nein.
Eure Aufgabe ist den Kunden die “digitale Transformation” näher zu bringen. Das Ganze lässt sich offenbar nicht mit einer CE und ohne die Investition in funktionale Plugins bewerkstelligen. Shopware gibt euch im digitalen Bereich alles an die Hand was ihr braucht, um daran “anzuknüpfen” und dies von Dritten umsetzen zu lassen.
Und wenn das dem Kunden zu “teuer” ist, dann ist es eure Aufgabe den Mehrwert der Investition zu kommunizieren.
Und wenn das dem Kunden dann weiterhin “zu viel” ist, dann sollte es nicht euer Kunde sein. Zumindest jetzt nicht.
Konzentriert euch auf das Wesentliche, das eure Kunden weiterbringt. Nicht auf die einigen (wenigen) Unzulänglichkeiten.
Für alles gibt es recht gute Lösungen. Shopware ist nicht wegen den Wienern so erfolgreich, sondern wegen dem eigenen Mindset. Denk mal drüber nach.
Kaffee? Telefon?
Überrascht?
So long, Der Shopflüsterer