Shopware als PIM-System: Warenkorb-/Bestellfunktion abschaltbar?

Hallo Shopware-Community,

bei uns steht die Einführung eines Produkt Information Management Systems (PIM) an, um eine zentrale Artikeldatenpflege mit Schwerpunkt E-Commerce zu realisieren. Wir haben viele Händler, die bisher alle mit ihrem eigenen Listenformat versorgt werden müssen und die Handarbeit für die Listenerstellung inkl. Fehleranfälligkeit beginnt Überhand zu nehmen.

Die aktuellen PIM-Systeme sind uns aber allesamt zu teuer und viel zu überkandidelt. Die Oberflächen sind kaum zumutbar und alle Systeme, die teils sechsstellige Beträge kosten sollen, fühlen sich an, als wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Die Listen sind in Excel drei Kilometer breit, mit 90% irrelevanten Funktionen aus dem Enterprise-Umfeld und die händische Anlage eines Artikels über die Oberfläche dauert mindestens eine halbe Stunde. Die Systeme sind quälend langsam und brauchen einen fetten Server um halbwegs benutzbar zu sein. Das mal als Zwischenbilanz aus diversen Demo-Sessions.

Daher unsere Idee: Wir nehmen einfach Shopware! Seit 5.2 ist doch alles gut: Es können unbegrenzt Freitextfelder angelegt werden, über das Plugin Import/Export Advanced kann ganz prima mit Programmier-Grundkenntnissen eine Anbindung an eine Warenwirtschaft realisiert werden und das Modul Produktexporte erlaubt die Definition flexibler Exportformate für die ganzen Listenkunden. Das Shopware-Frontend mit seiner tollen Suchfunktion kann als übersichtliches internes Sortimentsrecherchetool benutzt werden. Über Filterfunktionen und Artikeleigenschaften etc. könnte man sich das so zurechtbauen, dass man mit wenigen Mausklicks alle Informationen perfekt aufbereitet vorfindet.

Für diesen Einsatz würde dann weder eine Kundenverwaltung noch ein Warenkorb oder eine Bestellverwaltung benötigt. Wie kann man diese Funktionen am besten deaktivieren? Sollte man die Funktionen einfach ignorieren und alles, was man nicht braucht, aus dem Frontend ausbauen? Oder geht das nicht so einfach, kommt man sich da mit irgendwas in die Quere? Wie sind Eure Empfehlungen?

Grüße
Pierre

 

 

Kommt darauf an, wie “sicher” Du es haben möchtest, oder ob ggf. nicht später doch wieder die Warenkorbfunktion benötigt wird.
Die Frontend-Elemente - wie in den Warenkorb, “Mein Account” etc. können direkt durch Templateänderungen rausgekegelt werden. [Das könnte man ggf. sogar mit einer Theme-Config dynamisch einbauen] Damit wäre der direkte Weg schon verbaut.
Die entsprechenden Akionen zum “checkout” oder “account” kann man
a) erstmal ignorieren
b) durch ein kleines Plugin abfangen
c) durch einen simplen redirect von “account” und “checkout” per htaccess z.B. auf die Startseite mit 404 301 umleiten.

Ich setze im Moment noch auf a) - aber c) wäre auch schnell gemacht. Wink
[Edit:] gerade auf c) umgestellt

Das Frontend brauchst Du nicht öffentlich zur Verfügung zu stellen. Im Backend kannst Du ja mit Berechtigungen arbeiten.

Fürs Erste schon mal vielen Dank. Das mit den Backendberechtigungen ist eine gute Idee, so kann man für die zuständigen Mitarbeiter eine schlanke Oberfläche realisieren, genauso wie beim regulären Shopbetrieb mit verschiedenen Zuständigkeiten. Die Vertriebsmitarbeiter sollen dennoch eine schnelle und übersichtlichere Recherchemöglichkeit erhalten, mit großen Produktbildern etc., so dass wir auf jeden Fall auch das Frontend benutzen wollen.

Das Ausblenden nicht benötigter Teile über CSS geht natürlich immer, aber ich würde die Funktionalität gerne so weit zusammenstreichen, dass auch über die entsprechenden URLs kein Aufruf von Warenkorb, Benutzerregistrierung etc. mehr möglich ist.

 

Hat vielleicht jemand noch weitergehende Ideen?

Mich würde noch interessieren, ob die Funktion Produktexporte wirklich ausreichend flexibel ist oder ob z. B. immer in allen Feeds das komplette Sortiment landet. Ich brauche umfangreiche Funktionen, um Produkte zu kategorisieren und sagen zu können, was in welcher Liste drin sein soll und was nicht. Kann man Freitextfelder oder Produkteigenschaften in Abfragen einbeziehen, die dann unter Produktexporte benutzt werden können?

Dort hinein spielt auch noch das Thema REST-API. Es wäre ja denkbar, ausgewählten Kunden anstatt Listenexporten einen Zugang zur REST-API bereitzustellen, selbstverständlich nur lesend. Ist es möglich, auch hier nur die Daten bereitzustellen, die der Kunde sehen können soll? Bei der Nutzung als PIM werden wir tendenziell noch einige interne Produktdaten speichern wollen, die nicht für Kunden bestimmt sind.

Was erwartest Du eigentlich von der Community? Das Dir das jemand vorliest? :wink: :wink: :wink: :wink:

Sorry, die Produkexporte hab ich mir nicht komplett durchgelesen, mit den Templates sollte das ja auf jeden Fall funktionieren. Ich glaube, das Aufwändigste an dem ganzen Projekt ist die Entwicklung des Datenmodells. Je mehr Kanäle man bespaßen will, desto aufwändiger wird das Ganze.

Ich hab auch noch im Hinterkopf, mit dem System Shopware Connect zu füttern, dann würde das Ganze aber so umfangreich werden, dass ich befürchte, das System könnte zu fett werden. Die Bestell- und Kundenverwaltung kann man dann jedenfalls nicht deaktivieren und ich weiß nicht, ob das überhaupt geht, ohne dass man einen eigenen Shop betreibt, mit allen Konsequenzen, die das für zusätzliche Anforderungen hat. Diesen ganzen Bestellungsworkflow will ich da eigentlich nicht drin haben, das ist aber nur so ein Gefühl.

Mit der REST-API habe ich mich schon versucht auseinanderzusetzen, aber ich finde irgendwie nicht so richtig einen Zugang zu dem Thema. Ich glaub, da fehlen noch ein paar Praxisbeispiele, bis der Groschen fällt. Hab nicht so das Programmierer-Gen. Aber tendenziell sollte ich das schon gerafft kriegen, so wahnsinnig kompliziert sieht das jetzt nicht aus…

Mir geht es auch in erster Linie nicht darum, mir hier konkrete Handlungsanweisungen abzuholen sondern erstmal Meinungen und Anregungen zum Thema zu sammeln. Ich will mir schon ein Bild drüber machen, ob Shopware wirklich das richtige System für so ein Vorhaben ist, weil es ja schon ein Stück weit an der eigentlichen Intention vorbeiläuft, je nachdem welche Anforderungen man an ein zentrales PIM stellt. Aber es scheint so, dass eine Anpassung von Shopware deutlich weniger Aufwand ist, als ein PIM anzupassen, so komisch es vielleicht klingt.

Aber es scheint so, dass eine Anpassung von Shopware deutlich weniger Aufwand ist, als ein PIM anzupassen, so komisch es vielleicht klingt.

Tja, am Ende ist es evtl. doch sicherer ein PIM zu nehmen als Shopware umzubiegen. Vor allem, weil Dur so Sachen schreibst:

das Ganze aber so umfangreich
Ich brauche umfangreiche Funktionen
zusätzliche Anforderungen

sowas gibt es nicht zum Nulltarif 

Na ja, tendenziell lässt sich alles an alles anpassen. Im Grunde sind es ja alles webbasierte Content-Management-Systeme mit Frontend, Backend und Datenbank in der Mitte. Je nach Ausrichtung des Systems gibt es halt schon vorgefertigte Funktionalitäten und was nicht mit Bordmitteln geht, muss man anpassen. Ob das dann viel Aufwand ist oder wenig, hängt von den Anpassungsmöglichkeiten ab, also inwiefern sich das System als Framework für eigene Sachen benutzen lässt. Und da ist Shopware schon ganz gut geeignet, denke ich. Ich kann es aber halt nicht hundertprozentig sagen.

Bei der Einführung so eines Systems darf man aber auch den emotionalen Part nicht vernachlässigen. Mitarbeiter zu zwingen, mit einem System zu arbeiten, was hunterttausend Funktionen hat, die kein Mensch versteht oder ein Interface hat, als sei es im Jahr 1995 von einem betrunkenen Delphi-Entwickler zusammengeschustert worden, kann einem den ganzen Spaß an der Arbeit verderben. Im PIM-Bereich gibt es Sachen, die sind einfach nur grauenhaft. Und die Leute, die ich bisher in meinem beruflichen Umfeld auf Shopware losgelassen hab, die waren alle restlos begeistert. Und vorher bei Magento, was hab ich mir da für Beschwerden angehört!

Und dass es so etwas nicht unbedingt zum Nulltarif gibt, kann ich auch gut mit leben. Wenn die Entscheidung auf Shopware fällt, dann wird das ganze Projekt auf jeden Fall sauber dokumentiert und evtl. Anpassungen falls notwendig in Pluginform realisiert, so dass auch Andere von der Arbeit profitieren können. Das würde mir auf jeden Fall mehr zusagen, als einem Closed-Source-Entwickler für jeden Handgriff Unsummen zu zahlen, ohne eine wirkliche Handlungsalternative zu haben.