Man kann auch einen Sprachshop umfunktionieren. Statt Deutsch und Englisch nennst du die Shops „Privatkunden-Shop“ und „Geschäftskunden-Shop“ und dann kannst du quasi alles getrennt konfigurieren:
- unterschiedliche Shopseiten
- unterschiedliche Produktkategorien und Artikel
- unterschiedliche Kundengruppen, in die der Kunde nach Registrierung einsortiert wird
- getrennte AGBs
- getrennte Versandkostenberechnung
- Widerrufsrecht und -belehrung nur für B2C
- Getrennte Preisdarstellung Brutto-Netto über getrennt konfigurierte Standard-Kundengruppen
- unterschiedliche Pflichtangaben bei der Kundenregistrierung
- automatische USt-ID-Prüfung (über Plugin) nur für B2B
- systemweit getrennt konfigurierbare Textbausteine (!)
- und jede Menge mehr
Die völlig unzureichende Differenzierung mit „Ich bin…“ kann deaktiviert werden, das kannste im Gegensatz dazu in die Tonne kloppen.
Notwendige Anpassungen: Man muss nur im Fontend die Länderfähnchen aus dem Sprachmenü ausbauen und beim Aufruf der Startseite sollte eine Abfrage / Popup programmiert werden, dass der Kunde sich entscheiden soll, ob er Privatkunde oder Geschäftskunde ist, das Sprachmenü allein zur Umschaltung wird sehr leicht übersehen. Hinzu kommen noch ein paar kleine Frontendanpassungen, z. B. wenn man unterschiedliche Versandkosten konfiguriert hat, dass dann kundengruppenabhängig der Versandkostenlink auf der Produktdetailseite auf die richtige Shopseite verweist. Das sind aber alles Sachen, die leicht mit Smarty im Template oder über eine Anpassung von Textbausteinen umgesetzt werden können.
Mit dem günstigen Plugin „Keine Preise ohne Login“ kannst du die Kundengruppen auch so voneinander trennen, dass kaum noch eine Fehlbedienung durch den Kunden möglich ist (theoretisch könnte ja ein B2B-Kunde im Privatkundenshop bestellen). Wenn man alles richtig konfiguriert hat, kann ein Geschäftskunde im Privatkundenshop nichts bestellen und umgekehrt. Die Kunden können nichtmal Preise im jeweils anderen Shop sehen, wenn das gewünscht ist.
Diese Lösung ist etwas kniffelig zu konfigurieren und man sollte sich eine Dokumentation schreiben, aber es lohnt sich. Die Leute von Shopware halten sich recht bedeckt (kein Wunder, sie wollen ja ihr Plugin verkaufen). Ich halte die Lösung aber für mindestens genauso flexibel. Einziger Haken: Wenn du wirklich noch unterschiedliche Sprachen realisieren willst, funktioniert das wahrscheinlich so nicht.
Anmerkung: Ich habe das zu 5.1-Zeiten umgesetzt, als die richtigen Subshops noch kostenpflichtig waren! Seit 5.2 sind die kostenlos, somit sollte es technisch auch keine Beschränkung mehr geben, wenn man mehrere Sprachen nutzen will. Einen B2B-Shop als richtigen Subshop umzusetzen hab ich aber noch nicht ausprobiert. Kann ja mal jemand machen und hier berichten!
Ich wäre froh, wenn das Thema noch mehr Unterstützer finden könnte, in diese Richtung weiter zu überlegen, würde sich bestimmt lohnen, finde ich. Denkbar wäre vielleicht auch ein kostenpflichtiges Plugin, das eine Subshop-Konfiguration B2B/B2C wie oben voraussetzt und die dann noch fehlenden Elemente nachrüstet (z.B. die Vorschaltseite und die Keine-Preise-ohne-Login-Funktionalität). Super wäre auch, wenn man bei der Produktkonfiguration kundengruppenabhängig bzw. dann subshopabhängig mehr einstellen könnte. Zum Beispiel, dass man im B2C-Shop die Produkte ab 1 Stück (zu dem entsprechend höheren Endkundenpreis) bestellen kann und im B2B-Shop nur ganze Verpackungseinheiten. Solche Spezialfunktionen sind momentan nur recht kompliziert umzusetzen, wenn man nicht vor hat, alle Produkte doppelt im System anzulegen (was wiederum ein Problem wäre, denn die Artikelnummern müssen ja in SW unique sein, aber sie lassen sich nicht beliebig umdefinieren, wenn man noch eine Wawi oder andere Systeme laufen hat, die darauf angewiesen sind, dass die Artikelnummern korrekt aus dem Shop kommen).
Ein Riesenthema, da kommste vom Hundertsten ins Tausendste. Es gibt auf jeden Fall verschiedene Wege so etwas umzusetzen. Eine Doku mit Best Practices, auch in Verbindung mit aktuellen rechtlichen Anforderungen wäre mit Sicherheit auch wünschenswert. Viele Shopbetreiber, die frühzeitig auf SW gesetzt haben, entwachsen langsam den Kinderschuhen und sind dabei, eine leistungsfähige Großhandels-Infrastruktur aufzubauen. Und da die Anforderdungen sich ganz oft gleichen, muss ja nicht jeder Shopbetreiber die Erfahrungen allein für sich selbst machen.
Grüße